Titelblatt zu "Galmbach"; Holzschnittdruck von Heike Kühn, 1986
Die Odenwälder Räuber,
so lautet der Titel des Buches von Ella Gieg, herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach e.V., 2007. [s.a. Wilhelm Gieg: Das Ende von vielen Räuberlegenden; Die geschichtliche Wahrheit über die Odenwälder Räuber; in: Odenwald-Heimat, Nr. 11/2007]. Eine ausgezeichnet recherchierte Dokumentation mit der "manch ältere Veröffentlichung über die Haupträuber in der Heimatliteratur, was den Wahrheitsgehalt anbelangt, ins Wanken geriet". Dazu gehöhrt m.E. auch eine Abhandlung von Gotthilde Güterbock: Die Auflösung von Galmbach [In: Der Odenwald 1974, H.3], in der die Bewohner von Galmbach diskriminiert werden, worüber sich bis heute einige Nachfahren erzürnen können. Angeblich wäre die "Aushebung" des "Diebesnestes" durch die amtliche Auflösung der Gemeinde 1836 von den Nachbargemeinden begrüßt worden. Bisher fanden sich keine Belege dafür, dass es in Galmbach "kriminelle Elemente" gab, die sich dorthin zurückgezogen hätten, wenn ihnen die Polizei auf den Fersen war [s.a. Galmbach (= Gallenbach; das heutige Eduartstal), hrsg. von Gertrud + Udo Kühn, Erbach-Bullau, 1986; Zweite, ergänzte Auflage 1998].
Besonders erfreulich ist für uns, dass in der Dokumentation von Ella Gieg über die Odenwälder Räuber kein Wort zu Galmbach erwähnt wird. Leider ist das nicht generell so, denn die Story von Frau Güterbock wird immer wieder unreflektiert kolportiert. Einige Beispiele:
- 1995 wurde vom Süddeutschen Rundfunk zum Thema Galmbach ein Fernsehfilm mit dem Titel "Räuberheimat und geraubte Heimat / Die verlassenen Dörfer im Odenwald" gezeigt. Die Filmemacher hätten es eigentlich besser wissen müssen, denn sie verbrachten einige Stunden zur Information in unserer Wohnstube, aber die "Räuberromantik" wurde doch in den Vordergrund gestellt.
- Am 17. April 1998 erschien zwar im "Darmstädter Echo" ein den Tatsachen entsprechender Artikel mit dem Titel "Auf den Spuren eines verlassenen Dorfes", was aber eine Kollegin am 7. Januar 2006 in der gleichen Zeitung nicht daran hinderte über das "Räubernest und Geisterdorf" zu schreiben. Unser Büchlein hat ihr nicht vorgelegen, wie zu erfahren war, dabei hätte eine Recherche im eigenen Redaktionsarchiv oder in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt genügt. Stattdessen wurden das Internet und Erzählungen von Bekannten herangezogen. Im Internet war zu dieser Zeit nur ein Informations-Sammelsurium unter dem Stichwort "Galmbach" zu finden; wobei der Eindruck entstand, dass jeder von jedem irgendwie abgeschrieben hatte.
- Karl-Heinz Winter: Galmbach; in: "gelurt", Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 1998, hrsg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises, Erbach 1997; S. 126 bis 128.
Als direkte Quelle wird lediglich die Ausarbeitung von Gotthilde Güterbock genannt: "...Infolge seiner geographischen Lage hatte sich Galmbach zu einem regelrechten Spitzbubennest entwickelt..."
Treibende Kraft zur Auflösung von Galmbach war der damalige Fürst zu Leinigen und wenn Frau Güterbock schrieb "...Wer will diesem Fürsten verdenken, dass er danach strebte, seinen ererbten, zerissenen Besitz im südöstlichen Odenwald durch Ankauf von Länderreien abzurunden..." wird sie wohl ausnahmsweise Recht gehabt haben.
Udo Kühn, Wissenschaftlicher Dokumentar
Erbach-Bullau im Januar 2008